Exkursion der V 10 zur
KZ-Gedenkstätte in Dachau

Wir fuhren am 12.10.2022 zur KZ-Gedenkstätte in Dachau. Nach der Ankunft begann die Führung und zuerst wurde das Gelände vorgestellt und ein Ausblick darauf gegeben, was wir alles anschauen würden. Anschließend sind wir den Weg der Häftlinge durch den Eingang - vorbei an der bekannten Tür mit der zynischen Aufschrift „Arbeit macht frei“ - auf den Appellplatz gegangen. Hier wurde uns erklärt, wie der Appel abgelaufen ist. Die Häftlinge wurden jeden Morgen einmal durchgezählt. Die Gefangenen, welche in der Nacht verstorben waren, mussten mitgebracht werden. Wenn beim Appell Leute fehlten, mussten die anderen Häftlinge so lange stehen, bis alle anwesend waren. Das konnte Stunden dauern. Beeindruckend war auch die Information, dass bei manchen Häftlingen in der Akte von Beginn an der Vermerk „RU“ stand. Das bedeutete, dass die Rückkehr unerwünscht war.

Im Anschluss gingen wir am Zaun entlang in den hinteren Bereich der Anlage. Dort erfuhren wir, wie das Lager durch Stacheldraht, Gräben und Stromzäune so gut gesichert war, dass es aus dem Bereich des Kernlagers unmöglich war, zu fliehen. Der Grasstreifen vor der Grenzanlage durfte nicht betreten werden. Die Wärter hatten den Befehl, auf Häftlinge, die diesen Grünstreifen betraten, zu schießen. Tatsächlich haben sich die Wärter ab und an einen schlechten Scherz erlaubt und die Mütze eines Häftlings vom Kopf auf diesen Grünstreifen gestoßen. Für Verlust der Häftlingskleidung drohten strenge Strafen. Nun hatte der Häftling die Wahl, entweder würde er von den Wachtürmen aus erschossen, weil er den Grünstreifen betrat, oder er würde später bestraft, weil er keine Mütze mehr hätte. Harte Lagerstrafen konnten auch zur Folge haben, dass Bestrafte nicht arbeitsfähig waren. Das hätte wiederum zu einer Hinrichtung führen können. Was die Häftlinge nicht wussten war, dass der Wachmann sich davor mit dem Wachturm abgesprochen hatte, damit die dortigen Soldaten nicht schießen würden. Dies wussten die Häftlinge aber nicht.

Unsere nächste Station waren die Krematorien und die Gaskammer. Obwohl die Gaskammer in Dachau nie in Betrieb war, gab es so viele Tote, dass später mehrere Leichen zugleich verbrannt werden mussten und erst nach einigen Tagen. Nicht nur Lagerstrafen oder Hinrichtungen führten zum Tod. Die Häftlinge starben häufig an Krankheiten, die die Folgen der unmenschlichen Arbeits- und Wohnbedingungen sowie der schlechten hygienischen Bedingungen waren. Das Konzentrationslager Dachau war ursprünglich für 5000 Gefangene erbaut. Bis 1940 stieg die Zahl auf 10 000 Häftlinge. 1944 waren es schon über 30 000 Häftlinge. Zwischen 1933 und 1945 verloren über 41 500 Häftlinge des KZ Dachau ihr Leben. Über ein Drittel davon im letzten halben Jahr des Krieges.

Der vorletzte Stopp der Führung waren die Baracken, wo zu sehen war, wie die Unterbringung der Häftlinge organisiert war. Die Ordnung in den Spinden der Häftlinge war penibel vorgeschrieben und Fehler wurden rigoros mit verschiedenen Lagerstrafen geahndet. Es wurde uns berichtet, dass die Häftlinge, mit der Ausbreitung des Krieges und der größer werdenden Zahl an Insassen unter immer unmenschlicheren Bedingungen leben mussten. Es gab viel zu wenig Platz in den Betten und zu wenig Waschplätze. Dadurch stieg die Ausbreitung von Krankheiten.

Als letztes haben wir den Gefängnisblock angeschaut. Besonders beeindruckt haben uns die Stehzellen, die dort neben regulären Gefängniszellen existierten. Die Stehzellen waren ohne Fenster und so klein, dass Gefangene sich nicht setzen oder hinlegen konnten. Nach Kriegsende wurde der Gefängnistrakt von den Alliierten weiter genutzt.

Nach der ausführlichen Tour von Frau Birnstiel hatten wir den Eindruck, dass wir viel erfahren haben und trotzdem nur einen Bruchteil der Anlage gesehen haben. Uns ist sehr bewusst, dass wir vieles noch nicht wissen, obwohl uns erst einmal die Köpfe rauchten. Ein nächster Besuch steht definitiv auf unserer „To do - Liste“.

[Constantin Redlich, Gertrud Maier, 10-2022]