Stell dir vor, es ist Krieg und dein Kind ist Soldat!

„Rote Hände“ als Protestsymbole

14 Schülerinnen und Schüler der Privaten Wirtschaftsschule Frenzel übergeben über ein halbes Tausend „Rote Hände“ als Protestsymbole an die Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses des Europäischen Parlaments, Frau Barbara Lochbihler.

Bei der Übergabe in den Räumen der Kaufbeurer Frenzelschule bedankte sich die projektbegleitende Lehrkraft, Frau Dr. Susanne Schedl, herzlich für den ausdauernden und engagierten Einsatz ihrer Schüler. Das Thema, ein soziales und politisches Engagement für Kinder und Jugendliche sollte es nach Wunsch der Projektgruppe sein, sei schnell gefunden gewesen.
Barbara Lochbihler (3. v. links) inmitten unserer Schüler
Barbara Lochbihler (3. v. links) inmitten unserer Schüler
Barbara Lochbihler (3. v. links) inmitten unserer Schüler

Auch die Erarbeitung der durchaus komplexen politischen, ökonomischen und sozialen Lage, in der sich die Kindersoldaten befinden, habe die Klasse weitgehend ohne Hilfestellungen gemeistert. Belastend seien die Erkenntnisse über die psychischen und physischen Auswirkungen gewesen. Die Ausdauer der Projektgruppe aber sei nicht zuletzt durch das durchaus überwiegend positive Feedback der Kaufbeurer Bevölkerung gestärkt worden, wenngleich auch viele trotz allem lieber weggesehen oder die Aktion als sinnlos bezeichnet hätten.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse V 10 gestalteten nun auch die Übergabeveranstaltung und trugen nicht nur ihre Forderungen, sondern auch Zitate von Kindersoldaten und zur Thematik passende Gedichte vor.

Die Suche nach einem geeigneten politischen Vertreter war einfach: Im Kaufbeurer Gebiet auf die Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses des Europäischen Parlaments zu treffen, ist aber natürlich ein Glücksfall. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich von der Vita von Frau Lochbihler mehr als beeindruckt: Nach ihrem Studium hatte sich die Politikerin sehr schnell dem Thema Menschenrechte verpflichtet und dies mit vielfältigen Tätigkeiten nachgewiesen. So war sie nicht nur von 1992 bis 1999 Generalsekretärin der Women’s International League for Peace and Freedom in Genf, sondern von 1999 bis 2009 auch Generalsekretärin der deutschen Sektion von Amnesty International und von Oktober 2011 bis Juli 2014 Vorsitzende und ist seit Juli 2014 Vizepräsidentin des Menschenrechtsausschusses des Europäischen Parlaments. Mehr Sachkenntnis zum Thema wird man wohl kaum unter Politikern finden können.

Frau Barbara Lochbihler nahm die Handabdrücke dankend entgegen und gab an, dass sie diese bei passender Gelegenheit auch ausstellen wolle. Sie zeigte sich von der Sachkenntnis der Schüler durchaus beeindruckt. Dass man auf europäischer Ebene Anstrengungen zugunsten der hilflosen Kinder und Jugendlichen in den Krisengebieten unternehme, konnte sie anhand verschiedener Beispiele nachweisen.

Dabei flössen nicht nur enorme Gelder zur Unterstützung von integren NROs, also Nichtregierungsorganisationen, die sich die Hilfe der betroffenen Kinder und Jugendlichen auf ihre Fahnen geschrieben hätten, sondern auch Bestrebungen und erste Erfolge bei der Verfolgung der verantwortlichen Kriminellen, die Kindersoldaten rekrutieren. Nicht zuletzt liefere das Zusatzprotokoll der UNO über die Beteiligung von Kindern in bewaffneten Konflikten, das im 2002 in Kraft getreten ist, dafür eine rechtliche Grundlage.

Man dürfe aber auch die vielen Probleme nicht unterschätzen, die einer Verbesserung der Situation für die betroffenen Kinder im Wege stehen, so die sympathische Politikerin. Zum einen seien die diplomatischen Beziehungen und die Kommunikation mit den offiziellen Regierungen oft mehr als schwierig; zum anderen aber seien die Verhältnisse in den betreffenden Ländern kompliziert. Zu lange sei dort schon Krieg, für viele der Beteiligten sei eine Schusswaffe das wirtschaftliche Instrument schlechthin, denn ein friedliches Leben mit normalem Broterwerb sei nicht möglich. Viele der eingezogenen und registrierten Waffen würden zudem wieder an anderen Kriegsschauplätzen auftauchen.

Die Projektgruppe sammelte während der Aktionen kleinere Geldbeträge und wurde dabei zudem von der Parallelgruppe der eigenen Klasse finanziell unterstützt, die ihren Reingewinn aus der selbst entworfenen Modekollektion Frenzel beigesteuert hat, sodass ein Gesamtbetrag von 317,36 Euro zugunsten des Hilfsprojekts Rebound gespendet werden kann, das 2004 von Wolfgang Niedecken, Jack Wolfskin und Manfred Hell gegründet wurde und unter dem Hilfsverband World Vision läuft. Dieses Projekt beurteilten die Jugendlichen der Projektgruppe als sinnvoll, weil es nicht nur passive, sondern für die betroffenen Kinder aus dem Kongo und Uganda auch aktive Hilfe leistet.

[Dr. Susanne Schedl, 2015-01]